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Bitcoin als Zahlungsmittel gescheitert: Stimmt das?

Das online-Medium BTC ECHO hat in einem Artikel Argumente für und gegen die Meinung, dass Bitcoin als Zahlungsmittel gescheitert ist, zusammengefasst. Meine Analyse inkludiert.

Der Artikel ist hinter einer Paywall, weshalb ich hier alle meine Antworten publiziere:

Wie etabliert hat sich Bitcoin als Zahlungsnetzwerk deiner Meinung nach?

Es gibt große regionale Unterschiede. Weltweit gesehen, überwiegt derzeit sicherlich die Nutzung von Bitcoin als Investment. Dort wo Menschen geringeres Einkommen, weniger Bankensicherheit und oftmals keine Ausweispapiere haben, wird Bitcoin mehr als Zahlungsmittel genutzt, zum Beispiel für Heimatüberweisungen oder für grenzüberschreitende Transfers.

Ich bin derzeit in Südafrika und kann hier bei tausenden PicknPay Shops (vergleichbar mit REWE oder Kaufland) mit Bitcoin bezahlen. Jährlich wächst die Anzahl an Cafes und Shops hier, die Bitcoin akzeptieren. Dies alles noch in kleinem Rahmen, aber deutlich besser als in den USA, Deutschland oder Österreich.

Das Lightning Netzwerk, das Kleinstzahlungen schnell und mit niedrigen Gebühren ermöglicht, wurde erst 2018 gelaunched und wächst stetig. Im Jahr 2024 wurde ein Wert von 3,5 Billionen USD über die Bitcoin-Blockchain gesendet. Vor 15 Jahren war das Null.

Mit Bitcoin wird die globale neutrale Infrastruktur für Zahlungen gebaut. Das Internet hat mindestens 50 Jahre gebraucht, um die heutigen Möglichkeiten zu entwickeln, Bitcoin ist das Internet für den Werttransfer, das dauert nun mal auch seine Zeit.

Was spricht dafür, dass Bitcoin als Zahlungsnetzwerk scheitert?

Derzeit spricht nichts dafür, dass es als Zahlungsnetzwerk scheitert. Wir sind ja mitten im Aufbau. Vergleicht man die technische Entwicklung mit dem Internet, befinden wir uns etwa im Jahr 1997. Noch 2001 hat der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx - wie viele andere - prophezeit, dass das Internet kein Massenmedium wird und scheitert. Ich rechne noch Jahrzehnte mit Unkenrufen und Schlagzeilen a la Bitcoin ist tot” und das obwohl Bitcoin heute die 11. größte Währung” der Welt ist.

Falls ökonomisch machtvolle Akteure wie große Fonds, Unternehmen und mächtige Staaten wie die USA 90% aller Bitcoin besitzen, alle Miner verstaatlicht sind, alle Zahlungen zensuriert werden können und Bitcoin ohne Dritte nicht mehr verwendet werden kann, dann ist es gescheitert. Es macht dann für Zahlungen keinen Unterschied mehr, ob ich USDT nutze oder Bitcoin. Dann wird Bitcoin aber auch an Wert verlieren, weil seine Alleinstellung verloren geht.

Was muss passieren, dass Bitcoin als Zahlungsnetzwerk weltweiten Erfolg hat?

Je höher der Wert von Bitcoin steigt und es gleichzeitig weniger Sparmöglichkeiten gibt, desto mehr werden die Menschen sich dafür interessieren. Je mehr Menschen Bitcoin nutzen und verdienen, desto mehr Unternehmen werden es akzeptieren wollen. Je autoritärer Regierungen werden, je mehr Überwachung sie installieren, desto mehr werden die Menschen eine Alternative suchen.

Die Volatlität des Bitcoin - also die Höhe der Preisschwankungen für einen Bitcoin - verringert sich laufend, je geringer diese ist, desto eher werden Menschen Bitcoin zum Zahlen von Gütern und Produkten verwenden. Gleichzeitig muss das Bezahlen mit und Verwalten von Bitcoin Wallets einfacher werden. Es ist nicht sehr schwer, aber man muss sich doch noch einlesen, lernen was die Unterschiede zwischen Selbstverwahrung und Fremdverwahrung, zwischen Bitcoin und Lightning etc. sind und Zeit dafür aufwenden.

Die Geld- und Finanzbildung, speziell das Thema, wie Geld entsteht und wieso dies der Grund ist, dass die Reichen reicher und der Rest ärmer wird, muss Priorität bekommen. Nur dann kann man Alternativen wie Bitcoin beurteilen. Derzeit glaubt die Mehrheit, dass Bitcoin für Terroristen und Kriminelle ist, und hier wieder die Parallele, genauso galt das Internet zu Beginn als Hort des Illegalen.

Es muss rechtliche Klarheit geben, dass die Benutzung von Bitcoin nicht illegal ist. Aktuelle Steuerregelungen in verschiedenen Ländern erschweren die Verwendung von Bitcoin als tägliches Zahlungsmittel, da sie entweder zu hohe Steuersätze vorsehen oder bürokratische Hürden darstellen. 

Als Beispiel Österreich: wer Bitcoin als Investition hält, ist bei Zahlungen oder Tausch in Euro mit 27,5% kapitalertragssteuerpflichtig, während Trading zwischen den verschiedenen Coins steuerfrei ist. Damit fördert der Gesetzgeber das Traden, aber hemmt Zahlungen.

In der Schweiz sind Bitcoin-Verkäufe steuerfrei, in Deutschland gilt die Ein-Jahres-Haltefrist, das heißt, wer heute Bitcoin kauft und für 12 Monate nicht bewegt, kann danach damit steuerfrei zahlen oder in Euro tauschen. In der tschechischen Republik beträgt die Haltfrist ab 2025 drei Jahre. Am besten wäre eine Regelung, die direkte Bitcoin-Zahlungen bis zu einem gewissen Betrag, z.B. 5.000 Euro, kapitalertragssteuerfrei macht.

Mit Stablecoins gibt es kurs-stabile Zahlungsnetzwerke, bei welchen man keine zukünftigen Kursgewinne verpasst, wenn man z. B. USDC ausgibt. Haben Stablecoins Bitcoin als Zahlungsmittel nicht obsolet gemacht?

Im Moment sieht es so aus. Stablecoins und Bitcoin haben unterschiedliche Eigenschaften und Use-Cases. Stablecoins sind zentral und von Unternehmen verwaltet. Sie sind nicht zensurresistent und bieten null Privatsphäre, sie sind die Fortsetzung des aktuellen Systems. Sie werden aber sicherlich eine große Rolle spielen, vor allem wenn Nationalstaaten sie als ihre Zentralbank-Währung verwenden.

Man verpasst vielleicht keine Kursgewinne, aber verliert mit Sicherheit Wert, durch die Inflation der Nationalwährung an die sie gekoppelt sind.

Wer laufend Bitcoin verdient und ausgibt, verliert im Grunde nichts durch Kursschwankungen. Dollar Cost Averaging” ist eine beliebte Investitionsmethode, weil sie die Schwanklungen ausgleicht. Laufend Bitcoin verdienen und ausgeben ist nichts anderes, es hat sogar den Zusatzeffekt, dass die eigene finanzielle Bildung steigt und man die Schwankungen besser managen kann.

Wie ist die aktuelle Situation in Entwicklungsländern?

Sehr unterschiedlich. In Afrika sind Nigeria, Kenia, Südafrika und Tansania die Vorreiter bei der Bitcoin-Adoption. Ich war kürzlich in Kenia, dort kann man alles mit Lightning Bitcoin bezahlen, die Tando App macht es möglich. Es ist eine Schnittstelle zum M-Pesa System, das 95% aller Bewohner Kenias benutzen. Das heißt, man kann vom Taxi, über die Lebensmittel bis hin zu Gebühren für Wasser und Strom alles mit Bitcoin zahlen.

In Mossel Bay in Südafrika gibt es seit 2021 ein Township in dem 30 Shops Bitcoin akzeptieren, da einige der Einheimischen Bitcoin verdienen und diese auch in ihrer Nachbarschaft ausgeben wollten. Als ich Bitcoin Ekasi im Mai 2022 zum ersten Mal besucht hatte, war es erst eine Handvoll Shops.

Als ich 2020 zum ersten Mal nach Simbabwe und Botswana reiste, gab es eine oder zwei lokale Bildungsinitiativen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, heute sind es über 60 und das ist noch sehr ausbaufähig.

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