In einer Zeit, in der Bitcoin nicht nur ein Begriff für Tech-Insider ist, sondern zunehmend das Interesse eines breiteren Publikums weckt, steigt die Zahl der Einsteiger, die voller Neugier in die Welt dieser Kryptowährung eintauchen. Da ich in letzter Zeit häufig auf solche “Newbies” gestoßen bin, möchte ich in diesem Beitrag einige der am häufigsten gestellten Fragen zu Bitcoin genauer beleuchten und vor allem auf seine humanitäre Bedeutung eingehen.
Es gibt das Gerücht, dass Bitcoin immer noch in den Händen weniger Großer ist und damit kein dezentrales System sein kann. Das ist leider einer dieser verbreiteten Mythen, die faktisch falsch sind. Ja, Menschen, die schon 2011 an Bitcoins revolutionäres Potential geglaubt haben und damals ein paar Tausend Euro investiert haben, sind heute finanziell sehr gut abgesichert. Das stand jedoch jeder Person prinzipiell offen. Da Bitcoin Adressen nicht mit Identitäten verbunden sind, kann man nicht wissen, wer wie viele oder welche Adressen besitzt. Tausende Adressen können einer großen Institution gehören oder tausenden Individuen. Eine Adresse mit vielen Bitcoin kann auch einer Börse gehören, die die Bitcoin von tausenden Kunden verwaltet.
Grundsätzlich sind im Bitcoin Netzwerk Miner aus der ganzen Welt vertreten und jede Person mit einem PC und einer Internetverbindung kann zum Netzwerk beitragen, indem sie eine Bitcoin Node betreibt. Zudem gibt es keine zentrale Verwaltung oder Planung, da auch die Programmierung durch unabhängige Open-Source Entwicklerinnen erfolgt.
Die Umweltbedenken, die im Zusammenhang mit Bitcoin geäußert werden, insbesondere aufgrund des energieintensiven Minings, sind ein viel diskutiertes Thema. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass der Energieverbrauch durch das Mining eine essenzielle Rolle für die Aufrechterhaltung der Sicherheit des Netzwerkes spielt. Ohne das Mining würde Bitcoin nicht die Eigenschaften besitzen, die es zu einem effektiven Instrument gegen autokratische Machthaber machen. Die Investitionen, die von großen institutionellen Anlegern bis hin zu kleinen Sparerinnen in Bitcoin fließen, würden ohne das Mining keine Sicherheit darüber haben, dass ihr Geld auch morgen noch auf der Blockchain existiert.
In den wohlhabenden Teilen der Welt wird Bitcoin als Spekulationsobjekt gesehen, dessen Notwendigkeit in Frage gestellt wird, was in manchen europäischen Ländern zur Forderung nach einem Bitcoin Verbot geführt hat. Für die Menschen in ärmeren Regionen, vor allem im globalen Süden, stellt Bitcoin ein wichtiges Werkzeug dar. Dies habe ich selbst miterlebt, während meines achtmonatigen Aufenthalts in Simbabwe: Bitcoin ermöglicht es Menschen, ihr Erspartes vor Zugriffen durch den Staat zu retten und Geld aus dem Ausland überhaupt erst zu erhalten, was ohne Bitcoin kaum möglich ist. Es bietet die Möglichkeit, Geld an Verwandte in anderen afrikanischen Ländern zu senden und könnte als Mittel genutzt werden, um Diktaturen zu stürzen.
Die Tatsache, dass Bitcoin weltweit 0,61% der Elektrizität verbraucht, erscheint in diesem Licht gerechtfertigt, vor allem, wenn man die von KPMG im August 2023 veröffentlichte Studie betrachtet. Diese Studie, die aus einer weltweit anerkannten Unternehmensberatung und nicht aus der Bitcoin-Community stammt, legt dar, dass die CO2-Emissionen von Bitcoin geringer sind als die vieler anderer Industrien. Bitcoin ist für lediglich 0,14% der weltweiten Treibhausgase verantwortlich, während die Goldgewinnung fast doppelt so viel emittiert. Nicht zu vergessen ist der Treibhausgasausstoß durch Datenzentren, die durch unsere alltägliche Internetnutzung beansprucht werden.
Bitcoin wird nahezu weltweit gemined, einschließlich in Ländern wie Österreich und Deutschland. In afrikanischen Ländern wie Kenia, Malawi und Sambia nutzen Kleinwasserkraftwerke Bitcoin-Mining als Käufer der Überschuss-Elektrizität, für die sie ansonsten keine Abnehmer haben. Bitcoin-Mining subventioniert so den Bau neuer Kraftwerke.
In den USA fangen Miner, das bei der Gasgewinnung in die Atmosphäre ausströmende Methangas ein, verwandeln es in Strom und nutzen es zum Minen. Bitcoin trägt damit aktiv zur Reduzierung des Treibhausgasausstosses bei. Um unseren Lebensraum zu schützen, ist eine Transformation der Energiegewinnung erforderlich, anstatt den Verbrauch einzelner Branchen zu verbieten — insbesondere solcher, die aus unserer privilegierten Sicht keinen Sinn zu machen scheinen.
Bitcoin ist mehr als nur eine Währung; es ist ein finanzielles Rettungsboot, das vor Inflation schützt und ein faires, hierarchieloses Finanzsystem darstellt. Es befreit Menschen von staatlichen Übergriffen und Kontrolle und ist, obwohl es kein Allheilmittel ist, das einzige Werkzeug, das es uns ermöglicht, Wohlstand global neu zu verteilen und unsere Privatsphäre zu schützen. So absurd es klingen mag: Bitcoin zu benutzen, kann als gute Tat gesehen werden.
Bitcoin als Instrument für Menschenrechte zu betrachten, ist ein wesentlicher Aspekt meiner Arbeit und der Grund, warum ich in den letzten Jahren meinen Fokus auf Länder wie Sambia, Simbabwe, Südafrika, Ghana, El Salvador und zuletzt Indonesien gelegt habe. 55% der Weltbevölkerung leben unter autoritären Regimen. Es ist kein Zufall, dass das gleichzeitig auch die ärmsten Länder der Welt sind. Dort sind Korruption, Machtmissbrauch und die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung durch die Machthaber allgegenwärtig. Autoritäre Machthaber schränken die Menschenrechte ein, inhaftieren oder töten Oppositionelle und erklären Menschenrechtsaktivisten zu Terroristen, um ihnen im nächsten Zug das Bankkonto zu sperren und ihr Geld zu stehlen. Während eines Bitcoin-Workshops im April 2023 in Sambia, an dem 50 Menschenrechtsaktivistinnen aus ganz Afrika teilnahmen, wurden mir diese Punkte von zahlreichen Teilnehmern bestätigt.
Die Inflation in diesen Ländern, die häufig durch das massive Drucken von nationaler Währung verursacht wird, könnte theoretisch durch einen allgemeinen Zugang zum US-Dollar vermieden werden. Doch das wollen die verschiedenen Nationen nicht, da sie ihre Unabhängigkeit und die Möglichkeit Geld zu drucken verlieren würden. Ihre gesamte Macht und ihr Reichtum basiert auf der Möglichkeit, Wohlstand aus den lokalen Ressourcen zu extrahieren.
In vielen afrikanischen Ländern ist der Großteil der Bevölkerung vom Bankensystem ausgeschlossen, das sie keinen Identitäsnachweis oder festen Wohnsitz haben, viele verzichten auch freiwillig auf ein Bankkonto, weil es bürokratisch und teuer ist. In Südafrika sind die Bankgebühren höre als in Deutschland. Mit Bitcoin können kleinste Beträge sofort und ohne hohe Gebühren versandt werden. Dies ist besonders wichtig auf einem Kontinent wie Afrika, wo das Durchschnittsalter bei 20 Jahren liegt, im Vergleich zu 43 Jahren in Europa. Die junge afrikanische Bevölkerung benötigt Arbeitsplätze. Sie könnten remote arbeiten und ihr Einkommen direkt in Bitcoin erhalten, unabhängig von den Einschränkungen und der Instabilität lokaler Währungen und Bankensysteme. Bitcoin bietet hier eine innovative Möglichkeit, wirtschaftliche Freiheit und Sicherheit zu erlangen, und das weitgehend unabhängig von korrupten Regimen und ineffizienten Finanzsystemen.
Für viele Frauen kann Bitcoin ein Schlüssel zur finanziellen Unabhängigkeit sein. Frauen stellen weltweit die Mehrheit der Menschen, die keinen Zugang zu einem Bankkonto haben. In manchen Ländern sind sie sogar vom Erbrecht oder Eigentumserwerb ausgeschlossen. Besonders in Afghanistan, wo seit der Machtergreifung der Mullahs Frauenrechte stark eingeschränkt wurden, benötigen Frauen die Erlaubnis eines männlichen Vormunds, um ein Bankkonto zu eröffnen. Bitcoin bietet Frauen die Möglichkeit, sich ökonomisch abzusichern und kann ein Ausweg aus Abhängigkeitsverhältnissen sein, indem sie heimlich eine Bitcoin-Wallet installieren. Roya Mahboob aus Afghanistan hat bereits im Jahr 2013 begonnen, Frauen in Bitcoin zu entlohnen, wodurch einige von ihnen später das angesammelte Bitcoin-Vermögen nutzen konnten, um zu fliehen und sich in einem neuen Land einen neue Existenz aufzubauen.
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